quarter life crisis | mid career crisis | midlife crisis – geht’s denn auch ohne Krisen?

 

Kaum ist man aus einer Krise heraus, so scheint es, folgt auch bald die nächste. Sieht man sein Leben als einen Parcours von „Schneller, Höher, Weiter“, so könnte man schlussfolgern, dass man anscheinend die „A-Karte“ gezogen haben muss bei der Verteilung von Lebensentwürfen.

Erlaubt man sich jedoch einen zirkulären Blick auf Krisen zu werfen, erkennt man, dass sie immer dann entstehen, wenn die Seele bereit ist, zu wachsen. Wenn sich das ICH aus seiner alten Konzept-Haut schälen möchte. Wenn man den inneren Ruf hört, sein Wesen zu erweitern. Die vollen 360 Grad seines Lebens in seiner Tiefe zu erfahren.

Und die entdeckt man nur, in dem man bisher unentdeckte innere Räume erkundet, deren Schwellenwächter einen beim ersten Kontakt ziemlich einschüchtern können.

Doch lieber zurück in die bekannte Komfortzone? Die mag zwar zwicken, doch diesen Schmerz kennt man bereits. Wer weiß, ob es außerhalb der Komfortzone nicht noch schmerzhafter ist? Und wer weiß, was passiert, wenn man die bekannte Welt hinter sich lässt. Wer ist man dann?

Über sieben Brücken muss Du gehen… 

Peter Maffay beschrieb sehr poetisch  in seinem Song die Lebenskrisen, die jeder Mensch durchschreiten muss. Der Psychoanalytiker Erik H. Erikson rundet in seinem „Stufenmodell der psychosozialen Entwicklung“ insgesamt auf acht solcher Phasen und Herausforderungen auf. Diese Phasen, so Erikson, bauen aufeinander auf. Jede von ihnen enthält eine Krise, die zugleich einen Schatz bereithält und somit auch eine Chance auf inneres Wachstum ist. Gelingt uns das Bergen des Schatzes nicht, bleiben je nach Phase Defizite zurück, „die wir auf dem weiteren Weg wie eine übervolle, schwere Windel hinter uns herziehen“, so Tim von MyMonk

Die Folge davon: ein Mangel an Vertrauen in die Welt oder die Menschen oder uns selbst. Starke Schuldgefühle. Verlustängste. Ein Leben, das nur von Vermeidungsstrategien zusammengehalten wird oder in eine permanente Todessehnsucht mündet.

Welchen Herausforderungen gilt es zu begegnen?

  1. Ur-Vertrauen oder Ur-Misstrauen im 1. Lebensjahr
  2. Autonomie oder Scham und Zweifel im 2. bis 3. Lebensjahr
  3. Initiative oder Schuldgefühl im 4. bis 6. Lebensjahr
  4. Kompetenz oder Minderwertigkeitsgefühl im 6. Lebensjahr bis in die Pubertät
  5. Identitätsfindung oder Identitätsverwirrung und Ablehnung in der Jugend zwischen dem 12. bis 18. Lebensjahr
  6. Intimität und Gemeinschaft oder Isolierung im frühen Erwachsenenalter zwischen 18. bis 30. Lebensjahr
  7. Schaffenskraft oder Stagnation und Selbstbezogenheit (im mittleren Erwachsenenalter zwischen 30. bis 50.
  8. Integrität vs. Verzweiflung im reifen Erwachsenenalter zwischen 50. Lebensjahr bis zum Lebensende

Es ist die Seele, die uns diese Aufgaben stellt. Sie will sich erweitern; Wachstumsschmerzen sind dabei Teil des Prozesses. Liebevoll führt sie uns immer und immer wieder an die „Wachstumsfugen“, Initiations-Schwellen, die überschritten werden wollen. Verweigert man sich, so dreht man eine Runde und wird erneut mit der gleichen Aufgabe, jedoch in einem neuen Gewand, einem neuen Partner, einer neuen Arbeitsstelle konfrontiert.

Was sind nun typische Anzeichen einer Krise?

  • Zukunftsangst, ein Unbehagen, wenn man an die nahe Zukunft denkt
  • Ungewissheit über die Qualität der bisherigen Leistungen und Erfolge im Leben
  • Unzufriedenheit mit der beruflichen Stellung
  • Nostalgie und Zurückwünschen in die Zeit, als alles noch einfacher war
  • die Tendenz, gefestigte, unverrückbare Meinungen zu einem Thema zu haben
  • soziale Interaktionen mit anderen langweilen
  • das Gefühl von Einsamkeit
  • Frust und Konflikte in Beziehungen sowie in der Arbeitswelt
  • das Gefühl, dass alle um einen herum besser und erfolgreicher sind als man selbst
  • sich „nicht gut genug“ zu fühlen, wenn man keinen, den eigenen Fähigkeiten entsprechenden Job hat
  • Persönlichkeitsunsicherheit und Identitätskrise

Eine Krise zeigt deutlich an, dass das aktuelle Lebenskonzept nicht mehr passt. Die einst leise Stimme der inneren Unzufriedenheit wird immer lauter und übertönt am Ende sämtliche „Krisenvermeidungs-Beschwichtigungsversuche“ wie zum Beispiel

  • deckeln mit einem ZUVIEL (zuviel Alkohol, Zigaretten, Drogen, Sport, Shoppen, TV-binge-watching)
  • es sich schönreden
  • durch wilden Aktionismus übertünchen
  • nicht die Verantwortung übernehmen
  • sich leidtun und bedauern und sich bedauern lassen
  • eine Scheinwelt mit alternativ facts kreieren
  • anderen helfen und sich dabei gut fühlen (und dadurch die eigenen Themen vermeiden)
  • auf das Gegenüber projizieren
  • alles ins Lächerliche ziehen
  • dramatisieren
  • intellektualisieren
  • leugnen

Welche Möglichkeiten gibt es, einer Krise begegnen?

Es gibt viele unterschiedliche Arten, einer Krise zu begegnen. Sie zu ignorieren wird nur eine kurze Weile helfen. Krisen sind ziemliche penetrant, wenn man sie nicht ernst nimmt. Die Möglichkeiten möchte ich hier vorstellen:

Möglichkeit 1: Durchmogeln

 

Dunkelhaarige Frau, die ihre Augen mit einem Sc heller verbunden hat

 

Beim „Durchmogeln“ nimmt man sich in alter Form in die neue Lebensphase mit. Mit den alten Werten, den alten Ängsten, den alten Strategien, Unbequemes zu vermeiden.

Nehmen wir als Beispiel einen Pubertierenden, der an der Schwelle zum Erwachsensein steht. Verwehrt er sich der Krise, so tritt der Jugendliche mit seiner Egozentriertheit in die Erwachsenenwelt ein.

Er erkennt weder den Sinn, der Selbstfürsorge noch wird er Verantwortung für sein Handeln übernehmen – Beides Fähigkeiten, die in einem vollständig durchlaufenen Krisenbewältigungsprozess erworben werden könnten. Der junge Erwachsene entwickelt keine Selbstwert-Tiefe, seine Konturen bleiben verschwommen und müssen durch materielle Attribute aufgewertet werden. Mein Auto, mein Haus, meine Jacht. Da sich diese abnützen und laufend durch neuere Versionen optimiert werden müssen, nimmt die Jagd nach neuen Superlativen einen Großteil der Lebenszeit eines Pubertätsveteranen ein. Er hechelt seinem Ideal-Ich immer hinterher.

Möglichkeit 2: die Flucht in die Depression oder in psychosomatische Krankheiten

 

Teddybär, der einen Verband um sein rechtes Ohr trägt

 

Der promovierte Psychologe Calos Zumstein, der jahrelang selbst mit Depressionen zu kämpfen hatte, gewährt in seinem Buch Reise hinter die Finsternis schonungslos Einblicke in sein eigenes Seelenleben. Er erklärt: Depressionen sind die Folge der verhinderten Suche nach Lebenskraft. 

Franz Gabriel Alexander, Psychoanalytiker und Mitbegründer der psychosomatischen Medizin, entdeckte in den 1950er Jahren den Zusammenhang zwischen Psyche und Körper: wenn die Psyche innere Konflikte nicht mehr verarbeiten kann, übernimmt der Körper in Form von somatischen Beschwerden. Die „Holy seven“, der klassische Katalog von psychosomatischen Krankheiten, umfasste sieben typische Krankheitsbilder, die darauf schließen lassen, dass die Psyche an den Körper delegiert

  1. Ulcus ventriculi(Magengeschwür) und Ulcus duodeni (Zwölffingerdarmgeschwür)
  2. Asthma bronchiale(Bronchialasthma)
  3. Rheumatoide Arthritis(Chronische Polyarthritis)
  4. Neurodermitis(Hauterkrankung)
  5. Essentielle Hypertonie(Bluthochdruck)
  6. Hyperthyreose(Schilddrüsenüberfunktion)
  7. Colitis ulcerosaMorbus Crohn(chronisch-entzündliche Darmerkrankungen)

Auch die Migräne zählen einige Autoren zu den Holy Seven.

Möglichkeit 3: sich den inneren Drachen stellen

 

Nahaufnahme eines Echsenauges

 

Stellt man sich den inneren Drachen, die sich immer und ohne Ausnahme aus den Wunden der Vergangenheit kreiert haben, so erhält man einen wertvollen Schatz zurück. Denn ein jeder dieser Drachen ist der Hüter eines ganz besonderen Schatzes: die abgespaltene Lebenskraft. Zusätzlich erhält man die Kraft zurück, die bisher dazu genutzt wurde, die Wunde zu deckeln, Abwehrmechanismen aufrecht zu erhalten und sich der Konfrontation zu entziehen.

Die Begegnung mit dem Drachen und seiner Geschichte ist Teil der einzigartigen Individuationsreise, in der ein Mensch durch die Bewältigung einer Krise eine weitere Schicht seines Seins erfährt (ich bin… und noch viel mehr als das).

Wer kann mich durch eine Krisenphase begleiten und wie?  – 3 Tipps zur Krisenbewältigung

Es gibt einige Möglichkeiten, Krisen bewusst und sehenden Auges zu durchschreiten. Dazu bietet sich an, den Prozess in Begleitung zu erfahren. Neben einer therapeutischen Begleitung gibt es auch initiatische Begleiter, die in einem rituellen Rahmen durch den Prozess führen.

1) Die Visionssuche

 

 

12 Tage, in denen man sich im Kreis von Gleichgesinnten auf Spurensuche begibt und dem, was geboren werden will, den Raum gibt, sich zu zeigen.

Die ersten vier Tage erforscht man dabei seine Ressourcen, seine Drachen und mögliche Wege, die gegangen werden wollen. Bis man auf den Seelenpfad trifft, der sich in einer Absicht zeigt, die man dann 100 Stunden mit raus in die Natur nimmt. Ohne festem Dach überm Kopf, ohne Essen, ohne Verpflichtungen – einfach nur Sein.

Und irgendwann da Draußen geschieht es. Die zivilisatorische Haut fällt ab. Und die Essenz schimmert durch das alte Ich. Dieses zarte Wesen wird ganz sanft im Kreis der Gruppe aufgenommen, die sich nach der Auszeit erneut versammelt. Die Zeit des Integrierens beginnt.

Ein Tipp für Schnellentschlossene: Die nächste Visionssuche mit Mia und Markus Zielke startet vom 10.-20.08.2021 im Chiemgau

2) Die Heldenreise

 

ein kleiner Junge mit Heldenumhang streckt die rechte Hand nach oben

 

Joseph Campbell, erforschte das Gebiet der Mythologie weltweit – von der Antike bis zur Moderne. Dabei versuchte er, „universelle Erfahrungsmuster“ aufzuzeigen, die sich in allen Mythologien dieser Erde nachweisen ließen. Er griff unter anderem auf die tiefenpsychologischen Erkenntnisse Carl Gustav Jungs zurück. Campbells Zyklus der Heldenreise wurde von zahlreichen Therapeuten und Coaches zu einem initiatorischen Training weiterentwickelt. Insbesondere Paul Rebillot entwickelte aus dem von Campbell dargestellten mythischen Zyklus den Selbsterfahrungsprozess der Heldenreise. Durch Phantasiereisen, Inszenierungen, Tanz, Körperarbeit, Methoden der Gestalttherapie und kreative Techniken wird den in der Gruppe arbeitenden Teilnehmern möglich, einschränkende, negative Selbst- und Weltbilder zu erkennen und sie durch den ritualisierten Prozess aufzulösen.

Dieser Selbsterfahrungsprozess kann sowohl in Gruppen als auch in Einzelcoaching erfahren werden. Ich biete die Heldenreise als Einzelcoaching in München an. Hier geht`s zum Kontaktformular

3) Das Medizinrad als Orientierungs- und Prozesstool zur Selbstaktualisierung

 

 

Am liebsten hätten wir doch eine Gebrauchsanleitung, wie entspanntes Leben geht.

Oder zumindest eine einfache Erklärung, wie wir aus dem alltäglichen Hamsterrad aussteigen können. Was, wenn es tatsächlich eine Art „Gebrauchsanleitung“ gibt? Unsere Vorfahren kannten sie noch. Durch genaue Beobachtung der Natur erkannten sie die ewigen Kreisläufe des Lebens und konnten dadurch mehr Sicherheit und Vertrauen ins Leben aufbauen. Was unseren Vorfahren dabei klar war, ist, dass wir den gleichen Abläufen, Prozessen und Naturgesetzen unterliegen, wie alles, das lebt. Aus der unmittelbaren Erfahrung heraus entwickelten sie Lebensrad-Modelle, die persönliche wie gemeinschaftliche Entwicklungsprozesse erklären und begleiten. Eine Art „Gebrauchsanleitung“, wie wir funktionieren.

In unserem linearen Alltag sind wir ziemlich abgeschnitten von unseren inneren Jahreszeiten. Wir haben keine Ahnung mehr, wann es der beste Zeitpunkt ist, den Nährboden für Projekte zu bestellen, wann wir Ideen säen sollen, wann es die beste Zeit ist, wildgewachsene Triebe abzuschneiden oder wann Winterruhe angesagt ist. So wie wir Erdbeeren zu jeder Jahreszeit kaufen können, so glauben wir auch, im andauenden Perfektions- und Leistungsmodus laufen zu können, ohne auszubrennen.

Stell` Dir vor, Du kommst mit 360 Grad Fähigkeiten und Möglichkeiten auf die Welt. Im Laufe des Erwachsenwerdens, durch die Erziehung und Deinen Erfahrungen, dem Umfeld, in dem Du lebst und das Dich prägt, erlebst Du so viele verletzende Situationen, dass Du Dich in eine kleine Ecke zurückziehst, die Du dann „Komfortzone“ nennst. Am Ende lebst Du dann vielleicht 20 oder 30 Grad Deiner Möglichkeiten. Weil alles andere Angst macht. Und doch ist die Sehnsucht groß, mehr zu leben, anders zu leben, endlich anzukommen. Dieses Sehnen mag zu Beginn nur ein Flüstern in unserem Innern sein. Doch irgendwann kannst Du es nicht mehr überhören.

Ich führe seit mehr als 15 Jahren Interessierte in das Wissen des Lebensrads ein, begleite durch den anstehenden zyklischen Prozess und helfe beim Implementieren der hinzugewonnenen Erkenntnisse.

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Wie schön, dass du hier bist! Ich bin Mia und begleite Frauen in der Lebensmitte, die über ihre bisherigen angepassten Lebenskonzepte hinausgewachsen sind und nun danach streben, ihre wahre Bestimmung zu finden. Ob es um persönliche Neuorientierung oder die Neugestaltung im beruflichen Bereich geht – ich begleite Dich einfühlsam auf Deiner Reise der Veränderung.

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