Die Evolution des Mentorings – von Stammesältesten über Business-Paten hin zur visionären Mentor:in

In der Coaches-, Trainer:innen- und Berater:innenszene herrscht Unstimmigkeit darüber, wo der eine Begriff endet und der andere beginnt. Seit einiger Zeit trägt eine weitere Bezeichnung zur Konfusion bei: Mentor:in. Und auch hier scheiden sich die Geister, was genau dieser Begriff umfasst. Grund genug, sich mit der Evolution im Mentoring und der Abgrenzung zu den anderen Begrifflichkeiten zu befassen.

Recherchiert man den Begriff Mentor, so führt er in die griechische Mythologie. Kurz bevor Odysseus in den trojanischen Krieg aufbricht, bittet er seinen Freund Mentor, auf seinen Sohn aufzupassen. Er wird zu einer Art Ersatzvater für den Sohn seines Freundes. Eine Art Pate. Richtig spannend wird es jedoch, wenn man Homers Odyssee ein Stück weiter liest: In die Gestalt Mentors schlüpft immer wieder die Göttin Athena, wenn sie ihrem Schützling Odysseus oder dessen Sohn mit Rat und Tat zur Seite stehen will.

Mentoring umfasst anscheinend eine weitere Ebene, die je nach Bewusstseinsstufe der jeweiligen Kultur, in den der Mentoringprozess eingebunden wird – oder auch nicht.

Ich habe mich mit der Geschichte des Mentorings befasst. Die Grundlage meiner Überlegungen ist Spiral Dynamics, ein Modell, das die Entwicklung von Menschen, Organisationen und Gesellschaften anhand von Kompetenzen & Werten beschreibt. Der Innovationscoach Karl Hoasang hat in diesem Schaubild die acht derzeit bekannten Ebenen hervorragend zusammengefasst:

 

 

In diesem Artikel erforsche ich, welche Berater:innen die etwaigen weltlichen bzw. spirituellen Führungspersönlichkeiten der jeweiligen Entwicklungsstufe an die Seite gestellt wurden. Tauchen wir tief in die Geschichte ein und betrachten unterschiedliche Interventions-Szenarien von Mentor:innen durch das Kaleidoskop von Spiral Dynamics:

1. Die Ära der Stammesältesten (Purpur)

In den Stammeskulturen Purpur wandelt sich die „Begleiter:in“ zur Schamanin, die zwischen den Tribe und den Geistern. Ihr Wirkraum sind Riten, Rituale, Tabus, Aberglaube, Schicksal. Das Wahrnehmen ist magisch-animistisch. Ein „weg von…hin zu“.

2. Die Ära der Eroberer (rot)

Eine rote „Begleiterin“ übersetzt die Sprache der egozentrisch-ausbeuterischen Gewaltgötter, in der es einem Herrscher um Ruhm, Eroberung und der sofortigen Befriedigung seiner Wünsche geht. Die Begleiter:in ist der Gnade des Herrschers ausgeliefert – gefällt die Botschaft nicht, wird die Bot:in getötet. Ein „weg von…hin zu“.

3. Die Ära der Patriarchen (blau)

Die blauen „Begleiter:innen“ übernehmen als Seelsorger immer mehr Macht: Als Fundament des christlichen Abendlands sorgen sie für die Einhaltung ehener Gesetze mit veränderten Werten wie Schuld, Ordnung, Gewissen und Tugend. Sie verlangen gehorsam – selbst von den Herrschenden: Autoritär, absolutistisch und entschlossen. Ein „weg von…hin zu“.

Während die Seele dem Klerus überantwortet wird, entdecken medizinische Pioniere die Psyche, die zuerst über materielle Interventionen wie Stromstöße, später über chemische Behandlungen oder Konditionierungs-Interventionen wie bei der Verhaltenstherapie. Ein „weg von…hin zu“.

4. Die Ära der superlativen Selfmade-men/women (orange)

Das Zeitalter des Coachings beginnt.

Was ehemals im Hochleistungssport begann, wird in den 1970-er Jahren in den USA als entwicklungsorientiertes Führen von Mitarbeitern durch den Vorgesetzten aus dem Sportbereich in Organisationen transferiert. Im Business-Coaching begleitet ein Trainer die Coachee und hilft bei der Entwicklung eigener Lösungen.

Schnell greift der Optimierungsgedanke auch in persönlichen Bereichen über und wird als Life-Coaching, Personal-Coaching oder Lebensberatung angeboten. Auch hier ein „weg von…hin zu“.

5. Die Ära der ökologischen Leader (grün)

Die Begleiter:innen werben mit Empathie, gelebte Nächstenliebe und Herzenswärme. Sie eröffnen Räume für versöhnliche und relativierende Wege und sind bestrebt, alles zu positivieren. Weltoffenheit wird zum neuen Dogma doch auch, wenn diese neue Sicht so verheißungsvoll begann, findet man sich am Ende in einer neuen Polarität mit gewechselten Etiketten wieder. Werte wie Gleichheit, Authentizität, Verständnis und Gemeinschaft sind Wegweiser in eine Konsensorientiertheit, die wenig Toleranz für Andersartigkeit hat. Ebenfalls ein „weg von…hin zu“.

6. Die Ära der systemischen Vordenker

Systemisch-integrative Begleiter:innen werden zu Geburtshelfer:innen einer gewaltige Veränderung in der Art, wie wir die Realität und uns selbst erleben:

Alle vorhergehenden Farb-Ebenen sind vom Ich-Komplex getragen und einem „Recht haben“-Müssen. Die Freiheit die „Begleiter:innen vermitteln können ist, dass man nichts mehr beweisen muss. Man erkennt die wechselseitige Beeinflussung von Systemen und Beziehungen und arbeitet mit diesen Dynamiken, anstatt sich ihnen zu verschließen.

„Let`s agree to differ“

In Gelb entwickelt sich eine anderen Wahrnehmung der Realität nämlich die einer Seinsdimension. Das Erkennen natürlicher Systeme und multiple Realitäten erweitert das Wissensfeld und der Wunsch nach Selbstverwirklichung erhält immer größer Bedeutung. Ein „weg von…hin zu“ bewegt sich Richtung „erweiterrn“. Der Schatten zeigt sich in dem Gefühl, einer Elite anzuggehören.

Eine türkise Begleiter:in wirkt im global-holistischen Kontext. Sie hilft bei der Entfaltung hin zur „Desillusionierung“, was eine tiefe Menschenkenntnis mit sich bringt.  und das integrale Denken an sich hervorbringt. Türkise Begleiter:innen helfen dabei, die Welt ins Dasein zu träumen, beim Teilhaben am Schöpferischen. Auf dieser Ebene entsteht ein Gewahrsein dafür, dass Bewusstsein das Entscheidende ist, in dem sich die Dinge entfalten. Das Feld des Schaulogischen Denkens  gewinnt immer mehr an Bedeutung und eröffnet den Raum für kollektiven Individualismus, kosmische Spiritualität und dem Wandel im Großen.

Hast Du auf unserer Reise durch die unterschiedlichen Individuations-Phasen von Begleiter:innen und Ratsuchenden den Wechsel der Bewusstseinsebenen, der sich anbahnt, erkannt? Während die ersten sechs Farb-Ebenen ihre Sicht als die einzig richtige anerkennen und mit dem Filter des „Recht-habens“ eine vollkommen linearen Interventionsansatz verfolgen, erweitert sich dieser Ansatz auf Gelb und Türkis hin zu einem systemisch-zirkulären Feld, das ein „sowohl-als-auch“ als aperspektivischen Lösungsraum eröffnet.

7. Die Ära des New Mentorings durch integrale Mentor:innen

Wir stehen gerade an der Schwelle zu einer Paradigmenerweiterung, eines Bewusstseinswandels, der sein Heil nicht mehr in der Selbstoptimierung sucht, sondern nach einer Verwirklichung im Sein.

Diese Welle erfasst gerade die Lebensphasen, in denen lebensverändernde Umbrüche geschehen. Während junge Menschen auf die Strasse gehen und für den Klimaschutz kämpfen, suchen die Mitzwanziger in ihrer Quarterlife-Crisis nach einer Orientierung jenseits materieller Werte. Burnoutgeschädigte Leistungsträger:innen im Wechsel stellen die Frage nach dem Sinn des Lebens und suchen nach dem Austieg aus dem Narrativ von „schneller, höher, erflogreicher“.

Welche Alternativen können wir als Begleiter:innen denen, die einen neuen Weg finden wolllen, bieten? Gilt es, neue Techniken zu erlernen oder geht es eher darum, unser Bewusstsein einem „Sowohl-als-auch“ zu öffnen?

Ich glaube, über kurz oder lang werden auch wir uns entwickeln und eine neue Art des Begleitens, eine Art, die nicht von A nach B führt sondern in ein Feld des Seins, in dem A und B einfach unterschiedliche Aspekte eines aperspektivischen, holistisch-integralen Ist ist.

Schlummert in Dir eine integrale Mentorin?

Wärst Du dazu bereit, Deine Lebensweisheit zu teilen und den Wandel in der Welt aktiv zu gestalten? Dann erforsche gemeinsam mit mir, ob in Dir eine integrale Mentorin schlummert.  Lass‘ uns gemeinsam auf eine kostenlose Entdeckungsreise gehen!

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