Die Evolution der Selbstwahrnehmung: vom Urschrei über die Selbstoptimierung zum Schokohasensyndrom – wie sich die Sicht auf uns selbst verändert hat

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Während der 70er Jahren erlebte die Selbsterforschung einen Boom, der immer mehr von der Selbstoptimierung verdrängt wurde. Das tiefe Schauen hat sich nach und nach in eine optimale Oberflächenpolitur gewandelt. Was macht das mit uns und unserem Selbstbild? 

 

Die Selbstwahrnehmung in den Sechzigern: wer zweimal mit derselben pennt, gehört schon zum Establishment

 

Der Summer of love bescherte 1968 die Befreiung von erstarrten gesellschaftlichen Konventionen. Das Obrigkeitsdenken wurde aufgebrochen: Tausende von Studenten gingen auf die Strasse und kämpften für das Recht auf Freiheit und das Recht, selbst zu denken und eine eigenen Meinung zu haben. Der Drang, sich aus dem kollektiven Gehorsam zu schälen gebar den Wunsch, sich mit sich selbst und den eigenen Bedürfnissen zu beschäftigen. Stars wie Clint Eastwood und Mia Farrow pilgerten nach Indien und suchten dort nach dem Sinn des Lebens. In Maharishi Maheshi Yogi fanden sie einen willigen Guru, der vor allem wegen der Beatles zu einer Ikone im Hippie-Mystizismus wurde. Baghwan umgarnte seine Schüler mit der Idee von individueller Erfüllung durch Spiritualität und freie Liebe. Make love not war war die Devise. Die Tür zur Selbsterforschung wurde weit geöffnet.

 

Selbstwahrnehmung in den 68ern

 

 

Die Selbstwahrnehmung in den Siebzigern: Das therapeutische Jahrzehnt – der Psychoboom legt den Grundstein zur Selbsterforschung

Gegen Ende der 60er Jahre entstand in den USA ein Psychoboom: eine Welle von psychotherapeutischen Verfahren und Angebote setzte über auf Europa und psychologisierte den Alltag. Hunderttausende nahmen an Therapie- und Selbsterfahrungsgruppen teil. Eine neue „Innerlichkeit“ entwickelte sich. Die Hinwendung zur eigenen Psyche und der Wunsch, sich selbst zu erfahren und zu verwirklichen war ein fester Bestandteil der Persönlichkeitsentwicklung. Das Ideal eines expressiven und kommunikativen, zugleich authentischen wie selbstbestimmten wie auch sozial flexiblen, anpassungsfähigen Subjekts war geboren. „Anything goes“ war der Tenor und so versuchte man sich zwischen Urschreitherapie, LSD, hedonistisch-individualistischer Therapieformen und Schüttelmeditation sich selbst zu entdecken.

Man nahm sich Zeit, sich selbst ein Stück näher zu kommen. Nicht das Ziel stand im Fokus sondern das sich stetige Annähern an das unbekannte Ich. Kindliche Neugier und die Lust, Gefühle zu erforschen standen im Mittelpunkt der Individuationsreise. 

 

Selbstwahrnehmung in den 70ern

 

Langfristig bereitete der Psychoboom den Boden für die Ausbreitung therapeutischer Selbstoptimierungstechniken.

 

Die Selbstwahrnehmung in den goldenen Zwanzigern des neuen Jahrtausends: die Marktorientierung des Selbst – Selbstoptimierung als Qualitätsmerkmal der High Performer

Mittlerweile hat die Welt der Selbstinszenierung und Selbstoptimierung hat ein neues Ziel entdeckt: Biohacking von Body, Mind and Soul.

„Entfalte Dein genetisches Potential – einfache Mittel für mehr Energie und Gesundheit –  mit Selbstoptimierung Bestform erreichen“ Biohacker beschäftigen sich mit der gezielten Verbesserung der geistigen und körperlichen Leistungsfähigkeit, um jeden Tag ihr Bestes geben zu können. Sie verstehen Biohacking als Do-it-yourself-Methode, um in die Funktionsweise von Körper und Geist einzugreifen.

Egal ob Schlaf, Ernährung, Fitness oder Mindset: Biohacker wissen genau, wie sie das Optimum aus sich herausholen – ein Lifestyle, der „höher, schneller, weiter“ als Maßstab aller Dinge prropagiert.

Dave Asprey, der neue Guru des Biohacking erklärt in seinem Blog„Biohacking: (Verb, Nomen) Um die Umgebung außerhalb von Dir und in Dir zu verändern, hast Du die volle Kontrolle über Deine Biologie, damit Du Deinen Körper, Deinen Geist und Dein Leben verbessern kannst. Die Kunst und Wissenschaft des Supermenschen.“

Doch nicht nur der Körper wird beim Biohacking optimiert. Auch das „Mindset“ muss durch das wertende Nadelöhr der Optimierung: Egal ob Money-Mindset, Erfolgs-Mindset, Strategie-Mindset – die Optimierungs-Szene hat für jegliche Verbesserungsimpulse einen Coach parat.

Und auch die Spiritualität erfährt sich neu im Optimierungsraster des Biohacking. Meditation und Yoga ist ein fester Bestandteil der Selbstinszenierung geworden. Die Bhagavad Gita gehört neben schicken Malas zur Grundausstattung trendiger Yoginis. Es scheint jedoch, dass Ehrgeiz, das stylische Outfit und körperliche Flexibilität in den Yogashalas mehr Aufmerksamkeit erfahren als die tiefe Auseinandersetzung mit der Philosophie Patanjalis. Es geht auch hier wiederum mehr um die Optimierung als die Durchdringung des Selbst.

 

Das Katzengold der 2020er: neue Paradigmen im alten Kleid

Die Krux dabei ist: die Grundlage der Optimierung findet immer noch im mechanistischen Weltbild statt. Die Faszination der Beherrschung und totale Manipulation der Natur gleicht der Vorstellung von René Descartes in seiner Publikation Meditationes de prima philosophia,

 „Ja, ebenso wie eine … Uhr, so steht es auch mit dem menschlichen Körper, wenn ich ihn als eine Art Maschine betrachte, die aus Knochen, Nerven, Muskeln, Adern, Blut und Haut … eingerichtet und zusammengesetzt ist …“

Auch wenn die Biohacking-Szene die zusammenhängenden Faktoren auf body, mind and soul erweitert, bleiben die Optimierungsstrategien dennoch im mechanistischen Weltbild verhaftet. Alles dreht sich um die eigene Befindlichkeit und die Qualität des Performings. Die Kontaktaufnahme zu einem Gegenüber findet im Vergleich statt. Bin ich schon besser, schöner, durchtrainierter, erfolgreicher als der andere oder muss ich noch Stellschrauben justieren um noch besser zu performen?

Die Gefahr darin besteht im Schokohasen-Syndrom: man befasst sich ausschließlich mit der perfekten Oberflächenpolitur und optimiert Körper, Karriere, Mindset – das Innere jedoch bleibt hohl und leer.

Betrachtet man diese Strategie im Medizinrad, so fällt auf, dass die Bewegung ausschließlich zwischen dem Norden und dem Süden pendelt – der Sucht- und Fluchtachse. Im Norden, das dem Erwachsenenalter entspricht, wird eine perfekte Persona aufgebaut, eine Art Supermensch-Imago, die beste Version seiner Selbst. Doch di: iese Identitäts-Form aufrecht zu erhalten, ist unglaublich anstrengend. Jederzeit könnte „die Bombe platzen“:

  • ein Shitstorm könnte Deine Followerzahlen derartig verringern, dass lukrative Werbeeinnahmen wegfallen
  • die Angst, jemand könnte Dich als „Blender“ auffliegen lassen
  • was, wenn Deine Meinung plötzlich nicht mehr gefragt ist
  • Jüngere drängen auf den Markt und nehmen die Spitzenposition Deiner Zielgruppe ein
  • usw…

 

Die Angst zehrt so sehr am Selbstwert, dass das leere Innere übertönt, überspielt, überschminkt werden muss. Und so versuchst Du, die Spannung zu lösen, in dem Du ins Yoga gehst, noch ne Runde ins Cross Fit gehst, oder doch lieber in die Kältekammer. Verrutscht die im Aussen getragene Maske, so wird sie durch Sport, Essen, kleine Schönheitsfehler-Korrekturen, Kampfshopping, einem Ortswechsel (der Nomade zieht weiter) oder Binge-Netflixing optimiert.

Doch die inneren Dämonen lassen sich nicht mit Oberflächenpolitur befrieden. Irgendwann werden sie so übermächtig, dass Du sie nicht mehr überhören kannst. Also doch wieder zurück zur Urschrei-Therapie? Oder hilft es uns, die Welt schön zu denken mit „Alles ist Licht, alles ist Liebe“?

Der Schlüssel zum Eintritt in das neue Weltbild

Nehmen wir uns erneut das Medizinrad als Orientierungstool und Kompass zu Hilfe, so geht es jetzt darum, das Feld von „entweder-oder“ zu verlassen und in den Raum von „sowohl als auch“ einzutreten.

Dazu muss im ersten Schritt die Eigendrehung, also das um sich selbst kreisen, verringert werden. Wird die Eigendrehung langsamer, so nimmt man sein Gegenüber nicht mehr nur als Evaluierungskriterium der eigenen Größe wahr und geht in einen wahrhaftigen Kontakt. Der kann und wird alte Wunden aufreissen: die Drachen der Unzulänglichkeit, der Selbstkritik, der Selbstsabotage, Selbstzweifel, Selbsthass, Selbstbetrug und Selbstverachtung werden sichtbar. Diese anzuerkennen und als Schätze zu integrieren ist Teil der Reise. Akzeptiere ich mich und die Anderen so, wie ich/sie in/sind, so öffnet dies den Raum für ein nährendes WIR, in dem Verbundenheit trotz Unterschiedlichkeit oder gerade aufgrund der Unterschiedlichkeit die Grundlage allen Handelns wird. 

Kontakt ist also der Schlüssel des neuen Weltbilds

Kontakt zum Ich – Kontakt zu Du – Kontakt zum Wir

Die Selbstwahrnehmung der Neuen Zeit: das fraktale Weltbild

Habe ich diese Ebenen des Kontakts integriert, so kann ich mich die vierte Dimension erweitern: dem Kontakt zum All-Eins. Doch nicht im bisherigen Sinn als Weltflucht und ekstatischem Sein im erleuchteten Zustand sondern in der Dimensionserweiterung des sowohl als auch. 

Karl Hosang beschreibt diesen. Bewusstseins-Zustand folgt:

„Es ist das höchste Bewusstsein, welches sich daraus ergibt, dass ein Mensch alle archaischen & modernen sowie individuellen & kollektiven Kompetenzen und Geisteshaltungen integriert hat – und sich nun zum höchsten Wohle seiner selbst und der Welt seine Gedanken, Handlungen, Gesten und Haltungen, Worte und Botschaften mit höchster Weisheit und Bewusstheit wählt. Dabei spielen Intuition und Makromanagement eine große Rolle, wofür es ein hoch entwickeltes und feines Gespür für Dynamiken, Felder und menschliche Psychologie braucht.

Der Schwerpunkt liegt mehr auf der Entfaltung des Ganzen als auf dem Ich. Dieses wird als durchsichtig und in komplexer Verbundenheit erlebt. (Der Mensch erkennt) …dass es kein fixes Ich gibt und erlangt dadurch einen Zugang zu seiner Intuition. Durch die vernetzenden und harmonisierenden Ambitionen und die fraktale Weltsicht ist es möglich, den Überfluss an Lebensweisen und Informationen sinnvoll zu verarbeiten. Eine tiefe Ehrfurcht vor der intelligenten, schöpferischen Struktur des Universums bildet die Grundlage für diese Ebene.“

Die Inka-Tradition spricht von der vierten Bewusstseinsebene, die wir gerade anstreben. Eine Ebene, die im tiefen Kontakt zum Ich, Du, Wir und All-Eins sich selbst IM BEZUG ZU ALLEM, WAS IST, wahrnimmt und aus dieser erweiterten Perspektive Zukunft kreiert.

Bist Du bereit dazu, Deine Dimension der Selbstwahrnehmung zu erweitern? Wie werden sich dadurch Deine Beziehungen und Dein Business verändern? Ich freue mich auf eine rege Diskussion!

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5 Kommentare

  1. Gisela

    Ein sehr schöner Artikel. Der Vergleich mit dem Schokohasen, ist so köstlich. Innen hohl. Ja, das wird versucht zu optimieren und dabei wird vergessen, von Innen nach außen zu leben. Da liegt die wahre Fülle. Und ganz ehrlich? Die Begriffe von Biohacking bleiben mir nach wie vor fremd. 🙂

    Antworten
    • mia

      Liebe Gisela, ich danke Dir für Deine Rückmeldung! Es lebe das sowohl als auch! Von Herzen, Mia

      Antworten
  2. Michaela

    Ein wirklich toller Text! Ich höre aktuell gerade deinen Postcast – auch sehr spannend. Und ich habe mich für deinen Newsletter eingetragen – bin gespannt auf deine Ausführungen zum Medizinrad. Ich selbst suche und lese gerade viel zum Thema Jahreskreis – Medizinrad. Speziell interessiert mich, das europäische Medizinrad – sagt man das eigentlich so? Wie sind die einzelnen Phasen, was spielt eine Rolle, welche Impulse gibt es für die Phasen. Falls du einen deutschsprachigen Literaturtipp hast, freue ich mich. LG Michaela

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    • mia

      Liebe Michaela, herzlichen Dank für Dein Feedback – es macht so viel Freude, wenn die eigenen Gedanken Anklang finden!. Ein tolles Buch ist „Räder des Lebens“ – Orientierungsmodelle fu¨r tiefe Transformation, herausgegeben von Robert Bögle und Gesa Heiten. Und bald kommt auch mein Buch über das Medizinrad heraus. Liebe Grüße, Mia

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      • Michaela

        Danke dir liebe Mia für deinen Tipp und klar, ich bin gespannt auf dein Buch zum medizinrad

        Antworten

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